02.09.2021, von Séverine Blumenthal

Mehr Angst vor Kriminalität wegen Medienkonsum?

«38-Jähriger stirbt nach Messerstecherei» – Überschriften wie dieser begegnet man immer wieder, besonders in Boulevardzeitungen. Welche Wirkung die mediale Kriminalitätsberichterstattung auf uns haben kann, thematisieren wir hier mit Bezug zum Medienkonsum.

Jene Nachrichten sind in allen Medientypen besonders gut vertreten, in Lokalmedien handelt es sich bei fast einem Drittel der Beiträge um Kriminalitätsberichterstattung (Van Um et al., 2015, S. 289). Besonders wichtig ist dabei, zu beachten, dass wir Menschen unsere Meinung zu Straftaten über die entsprechende Berichterstattung, nicht den Kriminalfall selber bilden.

Bad News verkaufen sich gut – entsprechend ist naheliegend, dass Nachrichten zu Kriminalfällen auf besonders viel Beliebtheit stossen. Kriminalitätsberichterstattung erfüllt zudem diverse Funktionen, wie die Definition von Erlaubtem und Nicht-Erlaubtem (Gosch & Obermöller, 1995, S. 47).

Zum kritischen Teil der ganzen Angelegenheit kommen wir jetzt: vergleichen wir die tatsächliche Häufigkeit von Straftaten mit ihrer Repräsentation in den Medien, wird schnell klar, dass hier etwas nicht ganz aufgeht. Journalist:innen orientieren sich bei der Selektion ihrer Inhalte meist kaum an ihrer sozialen Bedeutung. In der Kriminalitätsberichterstattung werden vorwiegend schwere Gewaltdelikte gegen Leib und Leben (30.7%), sowie Sexualdelikte (21.7%) zum Inhalt von Nachrichten (Eisenegger & Ettinger, 2012, S. 7). In Realität handelt es sich aber bei unter einem Prozent um Tötungs- oder Sexualdelikte (Van Um et al., 2015, S. 291).

Der Kultivierungseffekt nach Gerbner konnte zeigen, dass Menschen mit höherem Fernsehkonsum auch die Menge an Kriminalfällen, oder die allgemeine Kriminalitätsbelastung überschätzen und grössere Kriminalitätsfurcht aufweisen (Kleimann et al., 2007, S. 8). Wenn wir dies mit den Ergebnissen von oben vergleichen, scheint der Effekt naheliegend, oder? Der Effekt ist zwar teils umstritten, soll hier aber exemplarisch aufzeigen, inwiefern Medien uns und unser Sicherheitsgefühl beeinflussen können. Damit will ich nicht bewirken, dass wir alle weniger Medien konsumieren, sondern dass wir jene Inhalte zu Straftaten mit Vorsicht geniessen.

Wie sind deine Erfahrungen? Fühlst du dich wohl auf dem nächtlichen Nachhauseweg und hängt dies vielleicht mit deinem Medienkonsum zusammen? Berichte uns gerne von deinen Gedanken zum Thema.