16.02.2022, von Carmela Crippa

Konsumverhalten in Krisenzeiten: das Phänomen der NFT

Als mir vor ein paar Tagen erzählt wurde, dass Justin Bieber für ein langweiliges digitales Affenbild – mit dem passenden Namen “bored ape” – 1.3 Millionen USD ausgegeben hat, konnte ich das kaum fassen und entschied mich, mehr über dieses neue Konsumphänomen der «NFT» in Erfahrung zu bringen.

NFT steht für «non-fungible tokens», also für digitale Echtheitszertifikate von digitalen Kunstwerken und Sammelgegenständen, die über die Blockchain-Technologie gekauft und als einmalige nicht‑zerteilbare Erträge («non-fungible» eben; im Gegensatz zu Geld) im eigenen Kryptogeld-Wallet angelegt werden können. Beim Kauf eines NFT kauft man also nicht das Kunstwerk selbst oder dessen Urheberrechte, sondern ein elektronisches Echtheitszertifikat des digitalen Gegenstandes. Auch wenn das Werk danach tausendfach auf Internet geteilt oder gepostet wird, ist die Inhaberin des NFT die einzig wahre Eigentümerin des digitalen Bildes.

Kurz gefasst: anstatt sich eine Oldtimer-Sammlung anzuschaffen, kauft man die mit Echtheitssignatur ausgezeichneten digitalen Bilder der teuren Autos. Die Ironie des Ganzen: die Bilder sind teurer als die materiellen Autos. Der Vorteil: es braucht keine zusätzliche Garage.

Es gibt immer mehr Berichte über dieses Phänomen und wie es unser Konsumverhalten der Zukunft prägen wird. Dass unsere Welt immer digitaler wird ist nichts Neues und auch kein Wunder, denn wer will sich heute noch mit dem vor sich hin röchelnden und sterbenden blauen Planeten befassen? Man baut sich lieber eine neue virtuelle Welt (oder strebt im Falle von Elon Musk die Eroberung von Mars an). Doch unser Konsumverhalten werden die NFT kaum revolutionieren, da es sich ja auch da nur um den Erwerb von (im)materiellen Dingen handelt, sowie das auch beim traditionellen Einkauf der Fall ist.

Man könnte meinen, die positiven Aspekte eines digitalen Konsums seien weniger Müll und Plastikabfälle in den Ozeanen. Doch Krypto-Transaktionen fressen Riesenmengen Strom und sind wahre Umweltsünder: «Eine einzige Überweisung in Bitcoins verbraucht so viel Energie wie ein Schweizer in eineinhalb Monaten» (NZZ), «Krypto gegen Klima: Der Bitcoin ist eine Umweltsau» (Handelszeitung).

Da hoffe ich doch sehr, dass diese NFT nur der Ausdruck einer absurden Corona-Mode sind und wir mit dem Ende der Pandemie wieder unseren gesunden Menschenverstand zurückerobern und uns auf Wesentlicheres konzentrieren werden.

 

P.S.: Das Beitragsbild haben wir schamlos per Copy-Paste-Verfahren stibitzt. Daher liegen die Eigentumsrechte auch nicht bei uns.