06.04.2021, von Schweizerisches Konsumentenforum

Alle an den Tisch! Heute: Bergsteigen ohne Risiko

Ich bin seit Jahrzehnten ein leidenschaftlicher Brett- und Kartenspieler und freue mich jedesmal wie ein Honigkuchenpferd, wenn ein Spieleabend mit Freunden ansteht. Anders als bei e-Games, bei denen jeder für sich in einem Zimmer vor einem PC sitzt und mit Leuten spielt, die er noch nie zu Gesicht bekommen hat, gilt bei Brett- und Kartenspielen der direkte Feind… pardon… Freundeskontakt (unter Berücksichtigung der Corona-Regeln selbstverständlich).

Dabei braucht die Spielgruppe nicht mal homogen zu sein um Spass zu haben: Hier der “Hedonist“, dem es herzlich egal ist, ob er verliert oder gewinnt – Hauptsache der Spass ist gross. Dort der “Tryhard“ (Anglizismus für einen ehrgeizigen Spieler), der unbedingt gewinnen will und sich seine Züge minutiös überlegt. Gegenüber die “Soziale“, für die der Abend vor allem die Pflege von sozialen Kontakten darstellt und mit allen Mitleid hat, die im Spiel hinten liegen. Nicht zu vergessen der “Erklär-Bär“, der einzige mit Disziplin, da er die Spielanleitung von hinten bis vorne durchgelesen hat und nun allen erklärt, was sie falsch machen.

Ebenso vielfältig wie die Spieler sind die Brett- und Kartenspiele. Die Brettspiel-Szene boomt schon seit Jahren. Umsatzmässig führt sie im Vergleich zu e-Games zwar nur ein Nischendasein, doch reine Brettspiele-Läden wie das “Drachenäscht“ in Bern, “Deliriumludens“ in Biel oder “Rien-ne-va-plus“ in Zürich existieren schon seit Jahrzehnten und sind weniger konjunkturanfällig wie e -Games-Läden (Stichwort: Gamestop…). Vielleicht auch deshalb, weil man für ein Brett- oder Kartenspiel kein elektronisches Medium benötigt, um es spielen zu können. Es genügen ein Tisch und ein paar eingeladene Freunde.

Doch welche Spiele kommen heutzutage auf den Tisch? Spiel-Oldtimer wie “Eile mit Weile“ oder “Monopoly“ finden zwar auch heute noch reissenden Absatz, werden aber in der Brettspiel-Szene eher als altbacken angesehen. Grund: die Spielmechaniken sind sehr bescheiden (würfeln und ziehen) und unterfordern vor allem Vielspieler.

In unserer Serie “Alle an den Tisch!” stellen wir Ihnen regelmässig Brettspiele vor, die wir selber ausgiebig getestet haben. Heute: Bergsteigen ohne Risiko…

K2 – Herausforderung am Lamdha Pahar

Der K2 ist mit einer Höhe von 8‘611 Metern über Null der höchste Berg im Karakorum-Gebirge und der zweithöchste Berg der Welt (nach dem Mount Everest). Er gilt ausserdem als einer der schwierigsten Achttausender. Dieser Berg, der auch den Namen Lamdha Pahar trägt, ist noch nie im Winter bezwungen worden. Im Brettspiel “K2” stehen die Spieler als Bergsteigerteam im Schatten des imposanten Bergs und versuchen, den Gipfel zu erklimmen. Wer am höchsten steigt, gewinnt das Spiel.

Beim Brettspiel “K2“ führt jeder Spieler ein Team von zwei Bergsteigern, das im Wettstreit mit anderen Teams versucht, den Gipfel des K2 zu erreichen. Die Seilschaft muss die Zeit bis zum Ende der 18-tägigen Expedition unbeschadet überstehen. Wichtige Spielelemente sind die Wahl einer guten Gipfelroute, die Blockade anderer Teams, optimale Platzierung der eigenen Zeltlager und gute Beobachtung des Wetters, welches die Gipfeleroberung wesentlich beeinflusst. Die Spielmechanik von “K2“ schafft es hervorragend, das Bergsteiger-Flair einzufangen, ohne dass es die Spieler regeltechnisch überfordert (das Spiel ist ab 10 Jahren). Das Spielmaterial ist sehr stimmig und von guter Qualität. “K2“ gilt gemeinhin als bestes Bergsteiger-Spiel in der Brettspielszene. Über die Jahre habe ich “K2“ in verschiedenen Zusammensetzungen gespielt – immer kam es gut an. Und da das Spiel auch vor zwei passionierten Bergsteigern bestehen konnte („Was? Sogar Wätterprognose gits? Hüärä güät!“), kann ich “K2“ guten Gewissens weiterempfehlen.

K2 – Herausfoderung am Lamdha Pahar
Anzahl Spieler: 1 -5
Dauer: ca. 60 Min
Alter: ab 10 Jahren
Autor: Adam Kaluza
Verlag: Heidelberger Spieleverlag
Preis: ca. Fr. 45.-