Das grosse, landesweite Rauschen…
… wird urplötzlich da sein. Der festgezurrte Plan beinhaltete, dass die SRG in weniger als einem Jahr all ihre UKW-Sender abstellen würde. Nur einige Monate später sollten die Schweizer Privatradios mit derselben Brachialaktion folgen. Nun ist einiges anders geworden. Ohne Angabe echter Argumente ist man wegen unserer sachlichen Kritik blitzschnell eingeknickt und hat die Aktion auf Ende 2024 geschoben. Aber auch dann soll sich die Schweiz als einziges Land Mitteleuropas ohne Not von der in 196 Staaten beliebtesten Radio-Verbreitungstechnologie verabschieden. Die Gründe dafür? Sie sind mehr als seltsam – und logisch nicht erklärbar.
Das mit offenen Augen provozierte Malheur lässt sich mit einer einzigen Zahl darstellen: 58. Laut einer aktuellen Studie der Arbeitsgruppe Digitale Migration – wie die vom Bund finanzierte Propaganda-Truppe für DAB+ heisst – haben 58 Prozent aller Fahrzeuge in der Schweiz nur UKW-Radios eingebaut. Bald werden also mehr als die Hälfte aller Autofahrer keine Schweizer Sender mehr empfangen können. Und von den ausländischen Fahrzeugen sind es gegen 90%. Was dies für die Verkehrssicherheit bedeutet, konnten uns die Fachleute bisher nicht einmal näherungsweise erläutern.
Rund 12 Millionen UKW-Radios werden so zu Elektroschrott, wenn man nicht auf ausländische Stationen ausweichen will, die nach dem Auslöschen aller Schweizer UKW-Wellen in unserem Land empfangbar sein werden.
Dies kann doch wirklich nicht das Ziel unserer Medienpolitik sein, Frau Bundesrätin Sommaruga! Als ehemalige langjährige Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz sollten Sie die Anliegen der Bevölkerung im Auge haben. Ein lakonischer Hinweis auf eine «Branchenregelung» der Radiosender reicht da nicht aus. Radiostationen sind dazu da, einen Service zu erbringen. Dafür haben sie ihre Konzessionen erhalten, und nicht, um ihren Besitzern eine Gewinnmaximierung zu ermöglichen Die SRG hat sogar eine qualifizierte Versorgungspflicht. Diese umfasst nicht nur das Senden, sondern auch das Empfangen von Radiowellen. Und das ist für Millionen von Schweizern ohne DAB+ nicht möglich.
Tatsächlich können die Radiosender einiges an Geld sparen, wenn sie nicht weiterhin die Verbreitung sowohl über UKW als auch über DAB+ finanzieren müssen. Doch da DAB+ ein hochsubventioniertes Projekt des Bakoms und der SRG ist, ohne dass sich diese Technologie genügend durchsetzen konnte, sollten die Radiobetreiber dafür nicht die Zeche bezahlen. Und schon gar nicht die Konsumenten, die für hunderte Millionen von Franken DAB-Empfänger kaufen müssten, die schon in wenigen Jahren komplett veraltet sein werden, wenn diese jahrzehntealte Zwischentechnologie durch 5Gplus ersetzt sein wird.
Die Lösung für diese Problematik ist deshalb simpel: Die privaten Stationen müssen für die ihnen aufs Auge gedrückte doppelte Verbreitungsstrategie finanziell entschädigt werden. Und die SRG kann die 10 Millionen für die UKW-Verbreitung im Rahmen ihres Budgets von 1,5 Milliarden locker schultern, wenn damit ein landesweiter Aufstand verhindert wird, den sich die aktuell arg gebeutelte Monopolanstalt wirklich nicht leisten sollte. Die Kosten kann sie teilweise decken – wenn sie das denn unbedingt will indem sie einen Teil ihrer 2700! UKW-Sender einmottet. Mit einem Zehntel ihrer UKW-Sender kann sie weiterhin 90% der Bevölkerung mit UKW versorgen. Und 90% ist bekanntlich einiges mehr als 0%.
Unsere Petititon «Rettet UKW» hat in Windeseile 60 000 Unterschriften erreicht, die wir in Bern eingereicht haben. Aufgrund unserer Initiative beschäftigen sich nun beide Räte mit diesem Thema. Noch ist nichts verloren, noch ist alles möglich. Auch dass dieser gigantische Schildbürgerstreich mit seinen verheerenden Folgen ganz abgeblasen wird. Wir jedenfalls bleiben dran und zählen auf jede Unterstützung. Gerade auch von den Konsumenten-Organisationen.
Roger Schawinski
Radio 1