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Dem tierquälerisch erzeugten Pelz geht es an den Kragen
Den Slogan «Pelztragen ist Gewissensfrage» kennt man noch von früher; von damals, als die erste Antipelzwelle Mittel- und Nordeuropa erreichte (südlich und östlich haben Pelze heute noch einen hohen Stellenwert, und ihre Eigenschaften werden ausserordentlich geschätzt). Mit Schaudern erinnert man sich an Berichte, gemäss denen Frauen, die es wagten, weiterhin mit ihrem Pelzmantel auszugehen, von militanten Tierschützern mit Farbbeuteln beworfen wurden. Drohungen gegen die «Mörderinnen» veranlassten viele, auf Textil wie Loden, Flausch, Samt, Tweed etc. zu wechseln und Pelzverbrämungen, Kragen oder Manchetten, abzutrennen. So gibt es heute viele Haushalte, in welchen in Kellern und Estrichen Pelze aller Art brachliegen und vermodern.
Das ist schade, denn echter Pelz ist ein langlebiges Naturprodukt. Auch wenn wegen des Klimawandels immer weniger wirklich strenge Winter zu erwarten sind, gibt es kaum etwas, das so nachhaltig wärmt wie eben ein Pelzmantel oder eine -Jacke. Wieder in den Fokus sind Pelze und Pelzprodukte dieses Jahr wegen einer Vernehmlassung gerückt. Der Verordnungsvorschlag verlangt, dass keine sogenannt tierquälerisch hergestellten Pelze in die Schweiz importiert werden und hierzulande verkauft werden dürfen. Obwohl Pelzdeklaration im Detailhandel gemäss Gesetz strengen Regeln unterliegt, ist sie doch sehr mangelhaft und wird zudem kaum je überprüft. Dies öffnet Tür und Tor für Billigimporte. Weil doch heute jeder an seinem Parka eine pelzverbrämte Kapuze will. Tier- und Konsumentenschützer und weitere NGO sehen hier Handlungsbedarf und glauben nicht an die Selbstkontrolle der Schweizer Kürschner und Importeure. Doch Hand aufs Herz: wer will einen tierquälerisch erzeugten Pelz tragen? Eigentlich niemand, aber…
Das Dagobert-Duck-Syndrom kommt zum Tragen. Will heissen, wenn es ums Portemonnaie geht, verzichtet man lieber auf den gesunden Schweizer Rotfuchs, der in unseren Wäldern ein munteres Dasein führt und wegen der Bestandserhaltung gejagt werden muss. Und dessen Fell wegen mangelnder Nachfrage verbrannt wird. Nein, man greift dann gern auf günstige Produkte von Tieren zurück, von denen man annehmen muss, dass sie ohne jegliche Kontrolle in Käfigen vegetierten und deren Haltung keinesfalls den strengen Vorgaben der internationalen Zuchtvereinigung entsprechen.
Gesunder Pelz von gesunden Tieren ist ein unproblematisches Produkt, an dem man lange Freude haben kann. So ist es kein Drama, wenn man mit dem Pelzmantel in den Regen gerät. Wichtig ist, dass Mantel, Jacke oder die Accessoires daheim umgehend an einem trockenen, warmen Ort aufgehängt werden. Für das Übersommern bieten sich Baumwoll-Kleidersäcke an – keinesfalls Plastikhüllen verwenden! Sie verhindern eine gesunde Luftzirkulation rund um die feinen Pelzhaare. Dies begünstigt im schlimmsten Fall Schimmelbildung und Ungezieferbefall. Dann gibt es leider nur noch eines: entsorgen, bevor weiterer Schaden entsteht. Wem die Pelzaufbewahrung daheim zu umständlich und platzraubend ist, kann den Fachmann bemühen, der Mäntel und Jacken in speziellen Kühlhäusern bis zum nächsten Winter lagert.
Pelz, vorausgesetzt, dass er von gesunden Tieren stammt, kann jahrzehntelang verwendet werden. Die Kunst der Kürschner und Pelznäher ist, durch die spezielle Technik Tierfelle zu schneiden und zu formen und so einem Modell, das etwas «démodé» ist, zu einem neuen Schnitt und einem modischen Aussehen zu verhelfen. Es lohnt sich immer, dabei einen Kürschner und nicht etwa gar eine Änderungsschneiderei aufzusuchen. Obwohl beide unter dem Strich «mit Nadel und Faden» zu tun haben, handelt es sich um verschieden Berufe mit komplett anderen Verarbeitungstechniken. Unsere hiesigen Kürschner können, sofern sie den strengen Regelungen standhalten, das Label Furmark (siehe Kästli) für ihre Modelle verwenden. Dieses garantiert, dass Herkunft und Zuchtmethode nachvollziehbar sind und bietet den Konsumenten eine Orientierungshilfe im Pelzdschungel.
Übrigens: alle strengen Kontrollen und Verbote, die angedacht sind und an welche sich der Schweizer Detailhandel sowie die pelzverarbeitende Industrie künftig zu richten haben, können von den Konsumenten einfach umgangen werden. Denn für den Onlinehandel werden die neuen Bestimmungen nicht gelten. Nein, man greift dann gern auf günstige Produkte von Tieren zurück, die schlecht gehalten werden und Vorgaben bezüglich Tierwohl missachten.
Möchten Sie mehr darüber wissen? Lesen Sie unser Factsheet «10 Mythen über Pelz und Pelzprodukte». Sie finden es auf unser Website unter «Downloads».
Foto Label Furmark
Das Wichtigste in Kürze
Pflege: kühl und trocken aufbewahren, ausschütteln, nur beim Fachmann reinigen lassen. Übersommern nur in Baumwoll-Hüllen, keinesfalls Kunststoff verwenden. Allenfalls beim Spezialisten im Kühlhaus lagern.
Mit dem Label Furmark wurde ein umfassendes, weltweites sowie lückenloses Zertifizierungssystem eingeführt. Furmark garantiert den Kunden Naturpelzprodukte, die Tierschutz- und Umweltstandards konsequent einhalten. Als Weiterentwicklung lanciert der internationale Pelzverband neu das Label Furcycle, welches die bewährte Sicherheit und Nachvollziehbarkeit bezüglich Vintage-Pelze und gut erhaltene Pelze aus zweiter Hand dokumentiert.
Kürschner in der Schweiz finden Sie hier: www.swissfur.ch