14.10.2024, von Schweizerisches Konsumentenforum

Nahrungsergänzungsmittel – Wer sie wirklich benötigt und wann sie überflüssig oder sogar schädlich sein können

Egal, ob beim Detailhändler oder in der Apotheke, als Tablette, Kapsel, Pulverbeutel, Flüssigampulle oder Flasche mit Tropfeinsatz: Nahrungsergänzungsmittel gibt es heutzutage an jeder Ecke und in jeder Form zu kaufen. Unzählig viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente kann man sich ganz einfach im Lebensmittelladen kaufen oder in einem Online-Shop bestellen. Sie sollen den Schlaf unterstützen, das Immunsystem stärken, die Haare glänzender machen oder einfach nur unsere Lebensqualität verbessern. Klingt alles sehr positiv, aber nützen die Alleskönner wirklich etwas, oder haben sie auch eine Schattenseite?

Vorab: Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel und dienen somit nicht der Vorbeugung oder Behandlung von Erkrankungen. Obwohl viele Hersteller krankheitslindernde oder -heilende Wirkungen versprechen, muss man immer daran denken, dass Nahrungsergänzungsmittel lediglich dazu dienen sollen, eine unzureichende Versorgung mit Nährstoffen auszugleichen. Sie gelten als normale Lebensmittel und werden daher im Gegensatz zu Arzneimitteln nicht auf ihre Wirksamkeit oder Gefährlichkeit hin geprüft. Sie bedürfen daher grundsätzlich keiner Bewilligung. Trotzdem greifen viele Menschen regelmässig zu Nahrungsergänzungsmittel und hoffen damit, ihrem Körper etwas Gutes zu tun und sich den Gang zum Arzt ersparen zu können. Insbesondere essentielle Stoffe, also jene Substanzen, die der Körper nicht selbst herstellen kann, aber dringen benötigt, sind zurzeit hoch im Trend. Doch die zumeist überdosierten Tabletten können auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. So können Vitamin B12-Tabletten, welches eigentlich die Blutbildung fördern soll und die Funktion der Nerven unterstützt, in zu hohen Dosen zu einem erhöhten Lungenkrebsrisiko führen. Denn Vitamin B12 ist für alle Zellen ein wichtiger Wachstumsfaktor und somit auch für Krebszellen. Aber auch andere Vitamine können im Übermass Nebenwirkungen verursachen. So können Eisenpräparate Übelkeit und Verstopfungen verursachen und eine Vitamin A- und C-Überdosis Juckreiz auslösen. Überdosen sind insbesondere bei fettlöslichen Vitaminen, wie beispielsweise Vitamin A, D, E und K, zu beachten, da sie in der Leber über eine lange Zeit gespeichert werden. Bei wasserlöslichen Vitaminen wie Vitamin C ist die Gefahr für eine Überdosis kleiner, da die überflüssige Menge über die Niere wieder ausgeschieden wird. Obwohl mögliche Nebenwirkungen in vielen Studien erforscht wurden, überschreiten unzählig viele Nahrungsergänzungsmittel die empfohlenen Höchstmengen. Insbesondere Multivitamin- und Multimineralstoffpräparate sind davon betroffen.

Kinder sind mit einer ausgewogenen Ernährung bestens bedient

Auch bei Nahrungsergänzungsmittel für Kinder ist Vorsicht geboten. In den meisten Fällen sind Multivitaminpräparate, die für Kinder vorgesehen sind, zu hoch dosiert. Zudem muss beachtet werden, dass die Aufnahmefähigkeit für Vitamine bei Kindern besser ist als jene einer erwachsenen Person. Daher sind Kinder mit einer ausgewogenen Ernährung bestens bedient. Auch hier können Überdosierungen zu Schäden führen. Trotz allem gibt es auch Nahrungsergänzungsmittel, die ohne Bedenken eingenommen werden können. So beispielsweise Omega-3-Fettsäuren, welche allerlei Funktionen im Körper erfüllten, aber auch Selen, welches Haut und Haare unterstützt. Ebenso Folsäure, die insbesondere schwangeren Frauen empfohlen wird, um bei wachsenden Fötus einen offen Rücken (Spina bifida) zu verhindern. Im Winter kann es aufgrund der geringen Sonnenstrahlen schnell zu einem Vitamin-D-Mangel kommen. Dieser wiederum erhöht das Risiko für Arthrose und Osteoporose. Daher empfiehlt sich insbesondere im Winter, dieses Vitamin in Tablettenform oder flüssig, wie z.B. ViDe-Tropfen, einzunehmen.

Obwohl alle Menschen dieselben Nährstoffe benötigen, variiert die Menge von Mensch zu Mensch. Dies kann auf unzähligen Faktoren wie etwa unterschiedlichen Lebensumständen, gesundheitlichen Hintergründen, Umwelt oder auch auf genetische Unterschiede zurückzuführen sein. Eine gesunde Person, welche sich abwechslungsreich und ausgewogen ernährt und sich regelmässig draussen aufhält, ist grundsätzlich nicht auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen. In Ausnahmesituationen, wie beispielsweise einer Schwangerschaft, schweren Entzündungen, chronischen Krankheiten oder erhöhtem Nährstoffbedarf aufgrund von Diäten, Sport oder hoher Arbeitsbelastung, kann es zu einem Nährstoffmangel kommen, welcher mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden kann. Schöpft man einen Verdacht, dass man an einem Mangel leidet, sollte nicht willkürlich zu einer Tablette gegriffen werden. Sinnvoller ist es, eine Blutuntersuchung beim Arzt zu machen. Dieser kann mögliche Mängel im Körper identifizieren und bei der Suche nach dem passenden Nahrungsergänzungsmittel helfen.

Abschliessend lässt sich sagen: alle, die keine nachgewiesene gesundheitliche Mängel haben, müssen keine Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Entscheidet man sich doch dafür, soll auf die Dosierung des Produktes und die maximale Einnahmeempfehlung geachtet werden. Insbesondere bei internationalen Online-Shops werden Präparate mit viel zu hoher Dosierung angeboten. Falls Sie noch keine Erfahrung mit Nahrungsergänzungsmitteln haben, empfiehlt es sich, diese in einer Apotheke oder in einem Schweizer Online-Shop zu beziehen. Obwohl es für viele Menschen einfacher ist, eine Tablette am Tag zu nehmen um sich nicht um eine gesunde und ausgewogene Ernährung kümmern zu müssen, muss man immer im Hinterkopf behalten, dass Nahrungsergänzungsmittel eben gerade keinen Ersatz für eine gesunde Ernährung darstellen.

Konsumentenforum, Jelena Knoll