60 Jahre Schweizerisches Konsumentenforum kf
Das Schweizerische Konsumentenforum ist eine seit 1961 bestehende Organisation, die einerseits Konsumentinnen und Konsumenten im Zusammenhang mit Kaufentscheidungen informiert und andererseits deren Interessen in Politik und Wirtschaft vertritt. Es entsendet seine Mitglieder in Kommissionen und Arbeitsgruppen und fördert so auf verschiedenen Ebenen den Konsumentenschutz.
Bei der Gründung am 1. Dezember 1961 in Zürich lautete der Name der Organisation Konsumentinnenforum der deutschen Schweiz und des Kantons Tessin. In der Westschweiz war bereits 1959 die Fédération romande des consommatrices gegründet worden, die für die Deutschweizer und Tessiner Kolleginnen eine Vorbildfunktion hatte. Obwohl die beiden Organisationen regelmässig zusammenarbeiteten, kam es nie zu einer Fusion. Die Umbenennung der Deutschschweizer und Tessiner Organisation in Schweizerisches Konsumentenforum erfolgte 1998 in der Absicht, breitere Kreise anzusprechen. Die Gründerinnen wählten 1961 die weibliche Form, weil das Forum aus der Frauenbewegung heraus entstand und damals das Einkaufen, das Verwalten des Haushaltsgelds sowie die Produkteverwertung als weibliche Aufgaben betrachtet wurden (Geschlechterrollen). Den entscheidenden Anstoss zur Gründung hatte der Dachverband Bund Schweizer Frauenvereine gegeben. Schliesslich zählten zwei weitere grosse Frauen-Dachverbände, der Evangelische Frauenbund der Schweiz und der Schweizerische Katholische Frauenbund, sowie neun schweizweit tätige Frauenvereine und dreizehn regionale Frauenzentralen zu den Gründungsmitgliedern. Zu den Kollektivmitgliedern kamen bald auch einige gemischtgeschlechtliche Organisationen hinzu, sie blieben jedoch noch jahrzehntelang in der Unterzahl. Ursprünglich verstand sich das Forum als politisch und konfessionell unabhängig.
Der organisatorische Zusammenschluss von Frauen über die Konsumthematik stand in den ersten Jahren des Forums in einem engen Zusammenhang mit der Frauenbewegung, die nach der 1959 abgelehnten Vorlage über das Frauenstimm- und Wahlrecht einen Aufschwung erlebte. Frauenorganisationen erhielten Zulauf und forderten nicht mehr nur die gleichen politischen Rechte, sondern generell mehr Möglichkeiten der Mitwirkung in allen Bereichen von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.
Zudem änderte sich das Konsumverhalten: Das sich ständig erweiternde Warenangebot der Nachkriegskonjunktur zwang die Menschen zu immer mehr Konsumentscheidungen, was ihnen die zusehends professionelleren Werbebotschaften eher erschwerten als erleichterten. Umso grösser war das Bedürfnis nach objektiven Informationen und Entscheidungshilfen, wie sie das Forum bot.
Zu den ersten Tätigkeiten des Konsumentinnenforums gehörten Produktetests, beispielsweise von Ölen und Fetten oder Waschmitteln. Unter dem Präsidium der Sozialdemokratin Emilie Lieberherr baute es ab 1965 ein professionelles Testwesen auf. Ab 1969 gab der Verein die inseraten- und werbefreie Konsumentenzeitschrift prüf mit heraus, in der die Testresultate veröffentlicht wurden. Die Abonnemente für prüf mit wurden für das Forum zu einer wichtigen Einnahmequelle, doch in den 1990er Jahren erlitt es massive Einbussen infolge der jetzt übermächtigen Konkurrenz durch kommerzielle Konsumzeitschriften. Deshalb entschloss sich das Forum unter der Leitung Margrit Krügers, eines Mitglieds des Landesrings der Unabhängigen (LdU), schliesslich dazu, das Erscheinen von prüf mit im Herbst 1997 einzustellen.
Der zweite Tätigkeitsschwerpunkt des Forums bildete von Anfang an die Interessenvertretung der Konsumentinnen und Konsumenten in Vernehmlassungsprozessen und in thematischen Arbeitsgruppen verschiedener Wirtschaftspartner. In diesem Bereich war die Annahme der sogenannten Preisüberwachungsinitiative im Jahr 1982 ein grosser Erfolg. Diese Volksinitiative war von der Präsidentin Monika Weber lanciert worden und verhalf der Zürcher LdU-Kantonsrätin später zu einem Sitz im Nationalrat. Im Normalfall hatten sich die Vertreterinnen des Forums in den Kommissionen allerdings mit alltäglichen und konkreteren Problemen auseinanderzusetzen, etwa mit der Preisanschreibepflicht für Obst und Gemüse im Detailhandel, einheitlichen Textilpflegeetiketten oder in neuerer Zeit den Vertragsbedingungen im Online-Handel.
Nachdem das kf ab Ende der 1990er Jahre nur wenig in der Öffentlichkeit präsent gewesen war, gab es ab 2005 mit dem Sorgenbarometer (ab 2009 Pulsmesser) wieder eine jährliche Publikation heraus. 2009 wurde der Vereinssitz von Zürich nach Bern verlegt, um näher bei den politischen Entscheidungszentren zu sein. 2013 wurde Babette Sigg zur Präsidentin gewählt. In dieser Zeit fokussierte sich das kf vermehrt auf den Online-Bereich: Die im September 2013 gegründete Bloggergruppe “Konsumhelden”, heute geleitet von Carl-Philipp Frank, sprach gezielt junge Konsumentinnen und Konsumenten an und im November 2013 eröffnete das kf die Ombudsstelle für E-Commerce (Onlinehandel). In den Jahren darauf wurden weitere Ombudsstellen ins kf eingegliedert, darunter die Ombudsstellen für Textilreinigung, Fleisch und für den Tankstellen-Gesamtarbeitsvertrag. Unter Leitung des 2016 dazu gestossenen Kommunikationsleiters Dominique Roten wurde das Magazin “konsum.ch” vier Mal jährlich – statt bisher einmal jährlich – herausgegeben und auf die vier parlamentarischen Sessionen getaktet. Alle National- und Ständeräte sämtlicher Parteien erhalten mittlerweile das Magazin.
Quelle: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/058078/2019-06-12/
Redaktionelle Anpassungen / Aktualisierungen
Dominique Roten