Verführerische Düfte: das sinnliche Einkaufserlebnis
Kurz vor Ostern herrscht Frühlingsstimmung im Supermarkt: knackige grüne Spargeln und knallrote Erdbeeren, deren intensiver süsslicher Duft trotz Plastikverpackung (!) die Luft erfüllt. Wie ist das nur möglich? Einheimische Erdbeeren sind frühestens ab Mai verfügbar und auch die vorgefundene spanische Bio-Variante schmeckt im April noch fad.
In Gedanken versunken lasse ich die Erdbeeren links liegen und schiebe meinen Einkaufswagen in die Brotabteilung, in der ich vom herrlichen Geruch des frischgebackenen Brotes empfangen werde. Trotz wachsendem Hunger fühle ich mich langsam richtig wohl hier und schlendere gemütlich weiter.
Dieses olfaktorische Einkaufserlebnis wird durch das von Läden eingesetzte Duftmarketing ermöglicht. Eine Strategie, die uns dazu verleitet, mehr einzukaufen, wenn es angenehm riecht. Wir fühlen uns wohl, bleiben deshalb länger in den Geschäften und geben mehr Geld aus. Eine Art Werbung, die uns also im wahrsten Sinne des Wortes an der Nase herumführt und unsere Emotionen beeinflusst. Ein lustiges Beispiel dafür erwähnt die Hals-Nasen-Ohren-Ärztin Frau Dr. Antje Welge-Lüssen im Beitrag der Radiosendung SRF «Espresso» vom 19.12.2018: Bestimmte Düfte im Wartezimmer können auf die Patienten beruhigend wirken.
Duftmarketing muss aber nicht unbedingt über künstlich erzeugte Düfte erfolgen. Das vorhin erwähnte frisch gebackene Brot ist ein gutes Beispiel oder auch der unwiderstehliche Geruch der gerösteten (aber geschmacklosen) Maroni am Bahnhof-Stand kommt mir spontan in den Sinn.
Ein sehr erfolgreiches Duftmarketing betreibt die internationale Kosmetikfirma LUSH. Der Laden ist noch gar nicht in Sicht und schon lockt uns der intensive und unverkennbare Duft in dessen Richtung. Das ist grandiose Werbung! Oder – für die «Nasenrümpfer» unter uns – geschickte Manipulation.