Süssstoffe – keine Kalorien, aber dafür Krebs, Diabetes und Herzinfarkt?
Derzeit zeigen aktuelle Studien, dass Süssstoffe das Risiko für Herzkrankheiten und Krebs erhöhen sollen. Zahlen die «energiefreien Süsser» also einen höheren Gesundheitspreis für die Illusion des süssen Geschmacks, den wir lieben, frei von bösen Kalorien? Der folgende Beitrag bringt Licht ins Dunkle der Süssstoffe und deren Risiken.
Welche Süssstoffe werden häufig in Lebensmitteln eingesetzt?
Die bekanntesten Süssstoffe sind Aspartam, Cyclamat, Saccharin, Sucralose und Stevia. Sie haben eine Süsskraft etwa 30- bis 3.000-fach höher als klassischer Zucker. Dabei enthalten Süssstoffe in den allgemein sehr geringverwendeten Mengen so gut wie keine Energie, sie liefern also keine Kalorien.
Wie sehen die gesundheitlichen Risiken aus, die mit der Einnahme von Süssstoffen verbunden sind?
Wichtig ist die Formulierung «mit Risiko verbunden», denn in den Studien – so genannte Beobachtungsstudien – korrelieren gewisse Krankheiten mit erhöhtem Süssstoffverzehr. Eine Korrelation ist aber noch keine Kausalität, also ob Süssstoffe diese Krankheiten auch tatsächlich (mit) verursachen, das weiss man nicht abschliessend gesichert.
Einige Beobachtungsstudien haben beispielsweise ergeben, dass Menschen, die viele Süssstoffe konsumieren, häufiger übergewichtig sind und vermehrt an Diabetes leiden. Neuere Studien lassen vermuten, dass Süssstoffe sowohl das Krebs- als auch das Herz-Kreislauf-Risiko sowie die Insulinresistenz erhöhen könnten. Es kann aber auch sein, dass diese Zusammenhänge wegen einer «reversen Kausalität» beobachtet wurden. Das bedeutet, dass kranke und dicke Menschen vielleicht denken, wenn sie weniger Zucker und dafür mehr Süssstoffe konsumieren, dann essen, trinken und leben sie gesünder. Das ist jedoch völliger Quatsch.
Insgesamt verdichten sich die Hinweise darauf, dass Süssstoffe einerseits unseren Körper eher täuschen und negative Auswirkungen haben könnten. Andererseits gibt es keine Beweise dafür, dass «Zuckerimitate» schlank machen oder die Gesundheit fördern. Wer es süss mag, süsst also besser mit echtem Zucker.
Gibt es denn Vorteile von Süssstoffen?
Kurz und knapp: nein.
Haben Süssstoffe einen Effekt auf unser Körpergewicht und den Stoffwechsel?
Es gibt Thesen, die besagen, dass Süssstoffe unserem Körper mit dem süssen Geschmack vorgaukeln «jetzt kommt Zucker» und unser Organismus sich dann darauf vorbereitet. Zum Beispiel mit einer erhöhten Insulinausschüttung (bei Verzehr zusammen mit Kohlenhydraten). Dann kommt aber kein Zucker mit Kalorien, die verarbeitet werden müssen, sondern ein energieloser «Zuckervortäuscher». Was bleibt, ist mehr Hunger. Auch, weil Süssstoffe weder Sättigungshormone freisetzen noch satt machen; und dann essen die Süssstoff-Verwender oft mehr. Auch ein negativer Einfluss auf unser gastrointestinales Mikrobiom, früher sagte man «Darmflora», wird diskutiert.
Einen direkten Einfluss auf das Körpergewicht haben Süssstoffe nicht. Viele Menschen fallen jedoch dem Irrglauben anheim, durch Süssstoffkonsum verlieren sie dauerhaft Gewicht. Dafür aber fehlen die wissenschaftlichen Beweise. Beim Abnehmen und vor allem beim dauerhaften Schlankbleiben kommt es stattdessen auf viele andere essenzielle Faktoren an. Insbesondere der ganzheitliche, individuelle Weg steht hier im Fokus.
Wie sehen «gesunde» Empfehlungen für den Einsatz von Süssstoffen aus?
Allgemeine Empfehlungen zu einzelnen Lebensmittelinhalten oder Zusatzstoffen braucht kein Mensch. Das sind vage Schätzungen ohne wissenschaftliche Grundlage und Relevanz für das einzelne Individuum. Meine Empfehlung lautet daher: da Süssstoffe keine gesundheitlichen Vorteile bieten, aber mit einigen hochrangigen Risiken korrelieren, ist es besser, mit echtem Zucker zu süssen und Lebensmittel zu verzehren, wenn man auf sein Gewicht achtet, dann natürlich in Massen.
Uwe Knop
Autor, Dipl.- Ökotrophologe & Referent, schreibt regelmässig für das kf-Magazin “konsum”.
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