03.03.2025, von Schweizerisches Konsumentenforum

Soziale Medien und die Zeit, die uns dadurch geraubt wird

Soziale Medien werden heute konsumiert, wie früher Wasser getrunken wurde. Im Bett, bevor man aufsteht, während man sich fertigmacht, auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause, vor dem Schlafengehen und in jeder anderen freien Sekunde. Weiss man kurz nicht, was tun, zückt man sein Handy.

Beep. Eine neue Nachricht. Die Mitteilung kurz anschauen und aus Gewohnheit gleich noch kurz Instagram öffnen. Was «kurz» heisst, ist jedoch relativ. Denn aus paar Minuten werden Stunden. Zuvor war noch helllichter Tag und plötzlich beginnt es zu dämmern. Wo ist die Zeit nur hin? Was habe ich gemacht? Reels, Shorts, Stories und Beiträge. Tausende Einflüsse vom Leben anderer Personen habe ich in mich aufgenommen. Die Zeit ist verflogen, und anstatt selbst etwas zu tun, habe ich mir angeschaut, was andere Menschen auf der ganzen Welt gerade vollbringen. Feines Essen kochen, Sport machen, das Haus putzen, produktiv sein.

Da kommt man sich schnell als Versager vor. Alle erreichen so viel, und ich liege auf dem Sofa und konsumiere Inhalte aus dem Leben anderer. Schnell schiebe ich eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Doch schmecken tut sie mir nicht besonders. Wieso bringen es alle hin, ein geordnetes Leben zu führen, glücklich zu sein?

Doch der Schein trügt. Wahrscheinlich haben viele Influencer ein grossartiges Leben und sind glücklich. Diese haben aber, wie jeder andere auch, schlechte Tage. Tage, an denen sie auf der Couch herumgammeln, nichts tun, mit ihren Gedanken zu kämpfen haben und nicht zufrieden sind. Diese Höhen und Tiefen haben alle, auch wenn es manchmal in Vergessenheit gerät.

Die kleinen Zusammenschnitte aus dem Leben anderer, die wir tagtäglich sehen, sind nur ein Bruchteil vom Ganzen. Wir sehen nur, was sie uns zeigen wollen.

Und auch wenn diese Influencer ein vermeintlich perfektes Leben haben, es ist doch schön, wenn andere ein tolles Leben führen. Jeder kann selbst in die Hand nehmen, wie er seine Zeit verbringt. Soziale Medien gehören wohl oder übel zur neuen Generation dazu. Doch man kann den Konsum einschränken und seine Handyzeit versuchen, möglichst klein zu halten.

Anstatt zum Handy zu greifen, könnte man zum Beispiel ein Buch in die Hand nehmen, etwas Kreatives tun, sich mit Freunden treffen, spazierengehen oder einfach das Nichtstun geniessen. Am Anfang fällt dies vielleicht schwer, doch man merkt schnell, dass man durch einen geringeren Konsum von sozialen Medien ein erfüllteres Leben führt.

Wie alles hat es auch gute Dinge auf den sozialen Medien, und man muss diese auch nicht komplett vermeiden. Ein bedachter Umgang damit ist jedoch sicher hilfreich. Denn wir wollen nicht, dass wir am Ende unseres Lebens zurückblicken und bereuen, was wir nicht getan haben, weil wir zu vertieft in unser Smartphone waren.

Das Leben spielt sich ausserhalb dieses kleinen Bildschirms ab, und wenn man das Handy bewusst weglegt, ist man auch empfänglicher, die schönen Dinge zu sehen und in sich aufzunehmen. Vielleicht entstehen spannende Gespräche, die nie zustande gekommen wären, hätte man Kopfhörer aufgehabt und in sein Handy gestarrt.

Dieser Beitrag sollte dazu motivieren, sein Smartphone auch einmal auf die Seite zu legen und die Aufmerksamkeit auf die kleinen Dinge zu legen. Handy weg und Lächeln hervor! Denn wenn man sich nicht die ganze Zeit mit dem Leben anderer Menschen beschäftigt, wird das eigene viel schöner.

 

Fabienne Bumann,
Konsumheldin