16.01.2025, von babettesigg

Schau mir in die Augen, Kleines…!

Lange, dichte Wimpern – welche Frau träumt nicht davon? Wimpernverlängerungen sind seit einigen Jahren im Trend; kein Wunder, denn Wimpern umrahmen die Augen schmeichelnd und intensivieren den Blick. Die Coronapandemie hatte den Run auf falsche Wimpern noch verstärkt. Masken verdeckten die Hälfte des Gesichts, und Augen gerieten in den Fokus. Nah am Menschen, nah am Auge – ganz ungefährlich ist eine Wimpernverlängerung nicht.

Wie bei vielen kosmetischen Anwendungen ist das Entscheidende die richtige Wahl des Studios bezw. der Kosmetikerin. Denn «Wimpernverlängerin» ist kein geschützter Beruf; jede und jeder kann sich die entsprechenden Fertigkeiten aneignen. So kommt es durchaus vor, dass lediglich «ein Kürsli» besucht wurde, dies ganz im Gegensatz zur einer fundierten Weiterbildung. Günstige Anbieterinnen verwenden oft billiges und minderwertiges Arbeitsmaterial. Der Schweizerische Kosmetikfachverband rät deshalb zu einer gründlichen Abklärung des Angebotes und einen Augenschein des Studios. Welche Ausbildung, welche Zertifikate kann die Fachfrau vorweisen? Werden Hygienestandards eingehalten? Dies betrifft die Sauberkeit des Arbeitsplatzes und vor allem die gründliche Reinigung und Desinfektion der Geräte.

Aber auch die Wahl des verwendeten Materials bedarf durchaus eines Blickes. So sind heute die meisten «Fake Lashes» Echthaarwimpern, die aus dem Fell von Nerzen gewonnen werden. Seidenwimpern kommen ebenfalls zum Einsatz. «Human Hair Lashes» sind, wie der Name sagt, aus Menschenhaaren gefertigt und sollen besonders natürlich wirken. Tierfreie Alternativen sind synthetische Produkte aus Mikroplastik oder Kunststoff. Die Trägerin kann somit aus einer Palette von verschiedenen Produkten wählen; alle eignen sich gleichermassen für eine Verlängerung.

Der Klebstoff ist nicht zu unterschätzen

Es gibt verschiedene Klebstoffe, doch die meisten enthalten Ethylcyanacrylat. Das ist eine farblose Flüssigkeit mit charakteristischem Geruch, die bei Kontakt mit Feuchtigkeit sehr schnell reagiert. Sie wird hauptsächlich als Sekundenkleber verwendet und härtet meistens in weniger als einer Minute aus. Neben der Anwendung im Haushalt wird sie auch in der Medizin für fadenlose Wundnähte eingesetzt oder in der Forensik gebraucht, um mit Hilfe von Cyanacrylat-Dämpfen Fingerabdrücke sichtbar zu machen. Denn eins haben alle Wimpernkleber gemeinsam: sie enthalten Dämpfe. Je schneller ein Kleber trocknet, um so stärker die Dämpfe. Je milder ein Kleber ist, umso länger braucht er zum Trocknen und umso weniger Dämpfe entstehen. Latex ist ein weiterer Klebstoff, der zum Anbringen von Wimpern verwendet werden kann.

Sind die falschen Wimpern erst einmal angebracht, ist Vorsicht geboten. Während 24 Stunden sollte man sich jeder Feuchtigkeit (Duschen oder Kochen) entziehen, damit der Klebstoff gründlich aushärten kann. Mit einem Spezialbürstchen wollen die Wimpern täglich durchgekämmt werden, um Schmutzpartikel zu entfernen. Mascara auftragen oder in den Augen reiben: das ist strikt verboten. Einige Kosmetikerinnen raten sogar von Augen-Makeup ab, da beim späteren Reinigen des Auges mit einem Wattebäuschchen Wattefasern in den Wimpern hängenbleiben können.

Es kann auch ins Auge gehen!

Ganz ungefährlich sind falsche Wimpern nicht, es können durchaus Komplikationen entstehen. So ist zum Beispiel eine Keratokonjunktivitis nicht unüblich: das ist eine Reizung des äusseren Teils des Auges (Bindehaut und Hornhaut) durch die Klebstoffe, mit denen die falschen Wimpern gesichert, oder durch die Produkte, mit denen sie entfernt wurden. Eine Entzündung der Augenlider, eine allergische Blepharitis, kann durch Kontakt mit einem Allergen (am häufigsten durch den Kleber für Wimpernverlängerungen) entstehen. Selten, aber möglich ist sogar der Verlust der eigenen Wimpern, eine Traktionsalopezie, infolge der zusätzlichen Belastung des Haarschafts beim Auftragen und Entfernen falscher Wimpern. Ein Merkblatt mit weiteren Informationen findet sich auf der Website des Konsumentenforums unter «Downloads».

 

Babette Sigg

Schweiz. Konsumentenforum