28.01.2021, von Schweizerisches Konsumentenforum

5G – Chance für alle

Die Schweiz gehört zu den Pionieren bei der fünften Mobilfunkgeneration (5G). Kombiniert mit anderen Technologien bietet 5G in allen Konsum- und Lebensbereichen enorme Chancen. Voraussetzung: 5G wird nicht weiter blockiert. Im April nahmen Sunrise und Swisscom ihre ersten 5G-Netze in Betrieb. Damit gehörte die Schweiz weltweit zu den Vorreitern. Zuvor gab es nur in Südkorea, Japan, in den USA und China bereits Mobilfunknetze der fünften Generation. 

5G wird in der Schweiz mit ähnlichen Signalen und Frequenzen genutzt, wie zuvor schon 2G (GSM), 3G (UMTS) und 4G (LTE). Funktechnisch ist 5G somit die logische Weiterentwicklung. Die in der Schweiz für 5G genutzten Frequenzen (z.B. 3.5 GHz) liegen unter anderem in Bereichen, die seit Langem und millionenfach mit Wi-Fi-Routern (2.4  und 5 GHz) genutzt werden und entsprechend bekannt  sind. Es erstaunt nicht, dass hinsichtlich der Auswirkungen auf Mensch und Umwelt die führenden internationalen Organisationen (WHO, ICNIRP, ITU, IEEE usw.) sowie zahlreiche nationale Gesundheitsbehörden (z.B. US FDA), welche sich regelmässig die wissenschaftlich qualitativ fundierten Studien anschauen und einordnen, auch bei 5G unisono zum Schluss kommen: Sind die empfohlenen Grenzwerte eingehalten, sind keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten. 

Aufgrund höherer Bandbreiten im Funkspektrum sowie neuen Antennentechnologien ist 5G den bisherigen Generationen deutlich überlegen und ermöglicht das Zusammenspiel mit Technologien wie «Edge Computing», Internet der Dinge, «Advanced Analytics», Künstlicher Intelligenz, Robotik, virtueller Realität. Menschen, Dinge, Daten, Anwendungen und Infrastrukturen können erstmals in einer einheitlich Kommunikationsumgebung verbunden werden. Das bringt viele Vorteile, von denen alle profitieren können. 

Schnelles Internet für alle

Konsumenten wollen schnelle Verbindungen. Ob der Internetanschluss durch die Luft oder ein Kabel im Boden erfolgt, ist für sie belanglos. In ländlichen Regionen erhal-ten sie häufig nur langsames Internet (DSL-Anschlüsse via Kupferkabel im Boden). Internet über 5G bietet sich mit hohen Geschwindigkeiten als Festnetzersatz an. Solche «Fixed Wireless Access» (FWA) werden in der Schweiz seit längerem angeboten. Schnell soll auch das mobile Internet beim Surfen im Zug und Arbeiten unterwegs sein. 

Der mobile Internetverkehr verdoppelt sich alle 18 Monate

Ohne Ausbau der Kapazitäten droht ein langsameres Internet oder gar der Datenstau. 5G übermittelt im Vergleich zu älteren Technologien die gleiche Datenmenge mit weniger Energie und Strahlung. Es wäre unsinnig, die Netze mit alten, weniger effizienten Technologien auszubauen. 

Vorwärtstrend im Tourismus

Der Beitrag des Tourismus ans BIP hat in den letzten Jahren abgenommen und erreichte 2019 – vor Corona – rund 2.7 Prozent. Anders im Kanton Graubünden, wo sich der Tourismus seit 2017 im Aufschwung befand. Ein besonderes Zugpferd ist die Vorzeigedestination Laax. Laax war das weltweit erste Skiresort, das an ein standardisiertes 5G-Netz angeschlossen wurde. Im Zentrum steht dabei die Inside Laax App, mit der Laax spielerisch entdeckt werden kann. Das zahlt sich aus für die Positionierung als innovatives Ferienresort und fördert die Kundentreue.

Im Tourismus finden sich verschiedene Innovationen inner- und ausserhalb der Schweiz in Vorbereitung. Gäste können zum Beispiel schon vor der Anreise den Ferienort mittels 360-Grad-Live-Videos virtuell erkunden, das ge-wünschte Hotelzimmer inspizieren, Ausflugsziele und Routen von Wanderungen besichtigen. 

Wenn die Corona-Situation das Reisen wieder uneingeschränkt zulässt, werden die Destinationen die Nase vorne haben, die solche und andere Anwendungen bieten und das Gästeerlebnis auch digital bereichern können. 5G ist dabei das Basissystem, das solche Anwendungen möglich macht.

Ressourcen, Umwelt und Klima schonen

5G ermöglicht eine effizientere und nachhaltigere Wirtschaft. In der Landwirtschaft hilft 5G neue Wege zu gehen. Die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten sind mit über drei Milliarden Franken Weltmeister bei den Ausgaben für Bio-Lebensmittel. Der Anspruch, Dünger und Pestizide zu reduzieren, das Tierwohl zu stärken und die Effizienz der Produktion zu steigern, nimmt auch bei der konventionellen Landwirtschaft zu. Trendweiser ist die Agroscope in Tänikon (Thurgau). Hier werden neueste Technologien inklusive 5G-Vernetzung erprobt. Das Tierwohl lässt sich minutiös verfolgen. Fressstörungen und Krankheiten sollen frühzeitig erkannt werden. Gesunde Tiere sind produktiver. Hofcomputer, Smartphone, Traktor, Mähdrescher, Drohnen und Feldroboter werden vernetzt. Lokales WLAN und langsames Internet können das nicht leisten. Die gewonnen Daten liefern vertiefte Erkenntnisse zum Pflanzenwachstum und erlauben eine ressourcen- und umweltschonendere Produktion von Nahrungsmitteln. Solche Vorteile kann 5G der ganzen Wirtschaft bringen und zum Beispiel zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen beitragen. Das hat kürzlich ein Forschungsteam der Uni Zürich und der EMPA festgestellt. 

Chancengleichheit für alle Regionen

Die Leistungsfähigkeit von 5G macht es möglich, dass immer mehr Arbeiten ausserhalb der Büroumgebung erledigt werden können. Die Bedeutung der digitalen Infrastrukturen wird uns in der Corona-Situation vor Augen geführt. Wird 5G künftig mit Robotik, virtueller Realität etc. kombiniert, wird eine physische Präsenz auch für handwerkliche Tätigkeiten seltener erforderlich sein. Das arbeitsbedingte Reisen wird weiter reduziert. Das ist nachhaltiger, trägt zu neuen Arbeitsformen bei und gleicht die Chancen der Menschen in Randregionen beim Zugang zu Arbeitsmarkt, Wissen, Bildung, Gesundheitswesen und vielem mehr gegenüber den Stadtregionen aus. 

Verzögerungen schaden

Die Bevölkerung darf bei der Digitalisierung und der Entwicklung von 5G nicht abgehängt werden. Das ist wichtig und richtig. Die Schweizer Konsumenten sind Spitzenreiter bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Informations- und Kommunikationsdienstleistungen. 

Auch die repräsentative Umfrage von CHance5G zeigt, die Mehrheit der Bevölkerung will 5G nutzen. Deshalb gilt es jetzt, die Rahmenbedingungen anzupassen und vorwärts zu gehen, damit sich die Vorteile von 5G für uns alle realisieren lassen. 

Babette Sigg
Konsumentenforum